Selbstwertgefühl. Selbstvertrauen. Mama sein.

Da hatte ich vorhin so schöne Worte im Kopf und jetzt wo ich es schaffe am Rechner zu sitzen sind alle wieder weg!

Also trinke ich noch einen Schluck von meinem kalten Kaffee und greife nochmal in die Schale rechts neben mir, nehme mir eine Himbeere und stelle fest- Kaffee und Himbeeren schmecken gemeinsam echt zum spucken.

Was für eine Einleitung!!! Allein weil ich mich mit dem Anfang so schwer tue, merke ich das dieses Thema immer noch keine Selbstverständlichkeit ist und ich wahrscheinlich mein ganz Leben damit beschäftigt bin, immer wieder Herausforderungen zu suchen, um mir selbst zu zeigen das alles halb so wild ist. Ganz nach dem Motto, das Leben ist kein Ponyhof- aber jeder will reiten! Wie komme ich denn auf so ein Thema? Ich weiß es auch nicht so recht, wahrscheinlich weil ich mir durch dieses Shooting solche Gedanken gemacht habe. Schließlich habe ich bis zu meinem 23. Lebensjahr geglaubt eine vollkommen normale Kindheit gehabt zu haben und es auch völlig in Ordnung ist Kalorien zu zählen, nichts zu essen oder es halt wieder auszuspucken. Heute finde ich den Gedanken absurt und möchte mich auch gar nicht mehr in der Vergangenheit bewegen, manchmal bringen einen gewisse Handlungen, Erinnerungen oder Gefühl wieder dahin zurück, aber lieber bin ich im hier und jetz, denke und plane im morgen oder nächste Woche, denn an der Vergangenheit kann ich nichts mehr ändern. Ich bin nicht wirklich stolz darauf, aber diese recht traurige Zeit gehört zu mir und ich habe sie akzeptiert, denn umso besser kann ich nach vorn blicken und mich um die schönen Dinge kümmern, bin vor nicht so schönen Dingen gerüstet und habe genug Zeit mich auf gewisse Dinge einzustellen. Das ist für mich keineswegs eine Ablenkung, nein ich habe gelernt Verantwortung zu übernehmen und richte meinen Fokus auf die Sachen die ich mit meinem Willen bewegen kann. Die Vergangenheit hat mich gelehrt sich selbst zu schätzen und zu lieben, Fehler zu verzeihen und das Fehler einfach zum Leben dazu gehören! Ach wie liebe ich es wenn ich meinen Kindern heute sagen kann "Fehler sind da, damit man daraus lernt". Es ist ein schönes Gefühl wenn man an sich glauben kann und weiß, das man es auch schaffen wird. Oder man versteht sich selbst Wert zuschätzen und kann auch dazu stehen. Eigentlich doch ganz einfach. oder? Und wahrscheinlich hat man das schon recht früh gelernt? Vielleicht? Ich habe es erst vor ein paar Jahren gelernt. Und ich bin sehr froh darüber, denn nur so kann ich mit meinen Kindern und Familie ganz anders umgehen, ich kann sie viel intensiver genießen, da ich nicht die gesamte Zeit damit beschäftigt bin mich selbst zu kontrollien.

Und genau deshalb habe ich mich bei dem Shooting beworben, einfach als neue Herausforderung! Schon in der Bewerbung musste ICH als aller Erste von mir selbst überzeugt sein. Das bin ich auch, Sport hat mich verändert, Sport hat mich dazu bewegt mehr auf mich zu achten, aber auch über meine Grenzen zu gehen und dank der Wettkämpfe auch stolz auf mich selbst zu sein! Mein Gott was habe ich nach meinen ersten Halbmarathon geheult- und zwar vor Freude! Und als ich erfahren habe das ich mitmachen darf, bin ich einerseits fast vom Stuhl gekippt, anderseits musste ich Zweifel und Angst vor dem Versagen erst einmal aus meinen Kopf bekommen. Und ganz ehrlich das schönste Gefühl war nach dem Shooting, es sprudelte regelrecht aus mir heraus und ich war überglücklich!

Gestern habe ich ein paar Fotos zugeschickt bekommen und finde sie mega schön. Die Kids sind ein Traum und zuckersüß, die Stylistin hat mich wirklich schön geschminkt. Ich trage nie make up, aber so mag ich mich gerne sehen. Sie hat keinen anderen Menschen aus mir gemacht, sondern eigentlich mich so gezeigt wie ich bin. Eigentlich war es gar nicht schwer und irgendwie sehr angenehm im Bltizlicht zu hüpfen.

Früher hätte ich die Bilder gesehen und tausend Sachen auszusetzen gehabt, weil ich mich nie so annehmen konnte wie ich bin. Wenn das ganze Leben gefühlt aus den Fugen gerät, hilft einen das Essen oder auch das nicht essen, einen die Kontrolle über sich selbst zu behalten. Obwohl eigentlich schon alles auf der schiefen Bahn ist. Eine Sucht ist immer ein psychisches Problem, davor will ich mich gar nicht verschließen. Vorteil für den der davon weiß und sich  das eingesteht! Seien wir doch mal ehrlich, wie viel Zwamg und Sucht bestimmt unser Leben? Na, haben wir die Haustür kontrolliert, ist sie wirklich zugeschlossen? ist das Haus perfekt aufgeräumt, knabbern wir an den Fingernägeln, bis die Nägel ganz franzig sind, können wir einen Tag ohne Zigarette und Kaffee oder geraten wir in Panik wenn der gewohnte Rythmus umgestellt wird? Wie viele wissen nicht das sie einen Sprung in der Schüssel haben? In den Großstädten ist es doch Trend wenn man in der Mittagspause zum Therapheuten geht! Das gehört ja schon zum guten Ton. Ganz so einfach finde ich es nicht, eine Theraphie kostet verdammt viel Kraft, Mut und Willen. Und jeder der sich dazu entschließt ein Problem zu erkennen und Hilfe in Anspruch nimmt, verdient Respekt und  Anerkennung. Ich habe während meinen Theraphien ganz wundervolle Menschen kennengelernt und frage mich oft was wohl aus ihnen geworden ist. Nicht jeder von ihnen wird mittlerweile gesund sein, nicht jeder kommt aus dieser Abwärtsspirale heraus, aber ich hoffe das ganz viele von den Betroffenen viel Unterstützung gefunden haben und bei diesen langen Prozess den richtigen Weg. Es ist ein sehr langer Lernprozess, der gefühlt nie abgeschlossen ist, da man sich ja auch immer wieder auf neue Lebenssituationen einstellen muss. Auch für mich gibt es Regentage! Nicht das Essen ist mehr Thema für mich, da bin ich stolz darauf das ich mich heute darauf freue einkaufen zu gehen, essen zu kochen und auch mal über die Strenge zu schlagen, ohne schlechtes Gewissen!
Als Mama von drei Kindern habe ich mich verändert, ich bin ängstlicher geworden. Manchmal zu ängstlich, manchmal panisch! Da mein Papa so früh von mir gegangen ist, habe ich panische Angst davor das es mir auch so gehen könnte. Ich meine bezaubernden Kinder nicht mehr auswachsen sehen kann, nicht mehr mit ihnen schwimmen gehen kann, ich ihnen kein Radfahren bei bringen kann, nicht mehr malen, lachen oder durchs Gras tanzen darf- viele haben sicher solche Gedanken. Aber das ist mein Sprung in der Schüssel, diese Panik, die sich wie eine Welle verselbstständigt und der Körper Achterbahn fährt. Viermal endete das in der Notaufnahme! Und auch da setzte wieder einmal eine Theraphie an. Mittlerweile geht es mir ganz gut und ich kann meinen Körper vertrauen, das eigentlich "nichts" ist und versuche die Angst auszulachen.

Auch hier hilft mir wieder einmal der Sport, der mich an meine Grenzen bringt und der mir abverlangt meine Grenzen zu überschreiten, meine Komfortzone zuverlassen und letztendlich dazu zulernen das überhaupt nichts passiert. Viele werden sich das bestimmt überhaupt nicht vorstellen können. Ist auch nicht schlimm. Aber einige erkennen sich vielleicht wieder und mir hat es immer geholfen zu sehen, ich bin nicht allein damit!

Jeder Tag sollte eine Herausforderung sein und wir müssen uns ständig neue Hindernisse suchen, denn dann überwiegt dieses tolle Glücksgefühl, was uns auf Händen durch den Tag trägt und das Lächeln aufs Gesicht zaubert! Natürlich gibt es auch viele andere Dinge die einen den Tag versüßen! Bis dahin nehme ich mich so wie ich bin, vertraue mir selbst und meinem Körper, stelle mir jeden Tag neue Aufgaben, genieße das Leben und verdammt dankbar das es uns so gut geht, liebe mich selbst, meine Kinder und meinen Mann, die schönen Seiten des Lebens, die Sonne auf meiner Haut und den Sand zwischen meinen Zehen.

Jetzt trinke ich meinen kalten Kaffee aus und jogge die Große Maus zum Turnen!